Ein Mann seiner Klasse

NICOLE ARMBRUSTER (Autorin), MARC BRUMMUND (Autor /Regisseur), LEONARD KUNZ (Schauspieler) und CAMILLE MOLTZEN (Schauspieler), Südwestdeutscher Rundfunk in Co-Produktion mit dem BR

Leonard Kunz (Schauspieler); Camille Moltzen (Schauspieler); Nicole Armbruster (Autorin) und Marc Brummund (Autor/Regisseur) Preisträger*innen für den Fernsehfilm "Ein Mann seiner Klasse"
Bettina Theuerkauf/Geisendörferpreis
Leonard Kunz (Schauspieler); Camille Moltzen (Schauspieler); Nicole Armbruster (Autorin) und Marc Brummund (Autor/Regisseur) Preisträger*innen für den Fernsehfilm "Ein Mann seiner Klasse"

Begründung der Jury: 

Die SWR-Produktion „Ein Mann seiner Klasse“ nach dem autobiografischen Roman des Journalisten Christian Baron zeichnet das ehrliche Porträt einer Kindheit in prekärem Umfeld. Im Kern geht es um die verzweifelte Sehnsucht eines 10-Jährigen nach einer liebevoll-verlässlichen Vaterfigur und einen Vater, der in dieser Rolle versagt, weil er seiner eigenen Dämonen nicht Herr wird. Der Film vermeidet plakative Milieuklischees, wirkt durch die differenziert gezeichneten Figuren und die sensible Verwobenheit leiser und liebevoller Szenen mit verstörenden Bildern von Alkoholmissbrauch und Gewaltexzessen, falschem Klassenstolz und zerstörter Kindheit. Der Weg aus dieser Welt ist für ein innerlich zerrissenes Kind hart erkämpft gegen den Vater und gegen Milieufestschreibungen der Umwelt. Liebevoll hartnäckige Tanten und eine aufmerksame Grundschullehrerin stehen für Menschen, die den Wert und Weg eines Menschen nicht an seiner Herkunft festmachen, sondern ein Kind sehen mit seinen Chancen und Perspektiven.

Der Film „Ein Mann seiner Klasse“ wird mit dem Robert Geisendörfer Preis gewürdigt, weil er erfreulich undramatisch ein Stück gesellschaftlicher Wahrheit erzählt, das nach wie vor oft ausgeblendet wird. Er wird dadurch zum Plädoyer für eine vorurteilsfreie Chancengerechtigkeit, die Menschen nicht in Milieuschubladen steckt, sondern sie als Individuen mit ihren Möglichkeiten wahr- und ernst nimmt. Seine eindrückliche Stärke gewinnt der Film durch die Regieleistung von Marc Brummund, das sorgfältig komponierte Drehbuch von Nicole Armbruster und Marc Brummund sowie die großartige schauspielerische Leistung des gesamten Ensembles, insbesondere der Hauptdarsteller Leonard Kunz und Camille Moltzen. Der Film steht damit im besten Sinne für anspruchsvolles Fernsehen, das dem Leben in seiner Gebrochenheit nicht ausweicht, sondern es realistisch und empathisch erzählt.