Begründung der Jury

Dokumentationen über Menschen aus anderen Teilen der Welt stehen immer vor einer Herausforderung, ganz gleich, ob sie sich an Kinder oder Erwachsene richten: Sie wollen Nähe herstellen. Gerade im Kinderfernsehen scheitern solche Produktionen oft an einem Missverständnis: Es genügt keineswegs, dass die Kinder vor der Kamera so alt sind wie die Kinder vor dem Bildschirm. Preisträgerin Irja von Bernstorff (Buch, Regie, Produktion) stellt in ihrem Film „Nina kämpft! Gegen Plastikmüll“ aus der SWR-Reihe „Wenn nicht ihr, dann wir!“ eine unmittelbare Verknüpfung zwischen hier und dort her: Der Müll, den wir in Deutschland produzieren, landet in Indonesien; und schon ergibt sich die Nähe wie von selbst. Die Autorin präsentiert mit ihren eindrucksvollen vier Protagonistinnen − das zweite Mädchen, Gagan, kämpft in Indien gegen die Luftverschmutzung − Heldinnen, die auch für hiesige Kinder als Vorbild taugen. Nina, Gagan, Sabyah und Fatou führen als Erzählerinnen durch ihre Filme, sie sind selbstbewusst und haben eine klare Haltung: „Ich will nicht leise sein!“, sagt Gagan. Gerade angesichts großer Themen fühlen sich nicht nur Kinder oft ohnmächtig, aber die Beispiele der Umweltaktivistinnen machen Mut, zumal sie sich auch durch Rückschläge nicht von ihren Zielen abbringen lassen: Aus Angst und Enttäuschung werden Wut, Trotz und Engagement. Mit den vier Porträts der Reihe „Wenn nicht ihr, dann wir!“ hat Irja von Bernstorff einen ausgezeichneten Weg gefunden, die negativen Folgen der Globalisierung zu veranschaulichen, ohne das verbreitete Gefühl von Machtlosigkeit zu verstärken. Die Autorin hat zudem immer wieder reportageartige kleine Szenen aus dem Umfeld eingefangen, die vier Filme beschränken sich also nicht allein auf die Protagonistinnen. Auf diese Weise ergibt sich die Kontextualisierung der behandelten Themen angenehm beiläufig.