Begründung der Jury:

Der Film „Das Mädchen mit den langen Haaren“ aus der Kika-Reihe „Schau in meine Welt“ ist eine Verbeugung vor einem Kind, das gänzlich aus uneigennütziger Nächstenliebe handelt: Die elfjährige Janne hat vor einiger Zeit eine Sendung über Kinder gesehen, die eine Perücke brauchen. Damals hat sie den Entschluss gefasst, ihre Haare wachsen zu lassen und für eine Echthaarperücke zu spenden. Janne weiß, wie es sich anfühlt, mit einem großen Handicap zu leben, denn erst ein Hörgerät hat ihr die Möglichkeit gegeben, wie andere Kinder am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Zu einem besonderen Film wird der Beitrag, als sie die Empfängerin der Haarspende kennenlernt und sich zwischen den beiden Mädchen eine tiefe Freundschaft entwickelt.

Berührend, zart, sehr nah, mit starker Botschaft ohne Betroffenheitsdramaturgie, zudem auch in der Gestaltung vorbildlich: Der Film passt perfekt zu den Kriterien des Robert Geisendörfer Preises, zumal er zeigt, welchen Gewinn freudvolles Geben darstellen kann. Das gilt nicht zuletzt für die Botschaft: Wenn jeder Mensch einem anderen helfen würde, wäre die Welt ein besserer Ort; und es kann oft ganz einfach sein, Gutes zu tun. Preisträgerin Agnes Lisa Wegner (Buch und Regie) sagt, sie wolle mit ihren Arbeiten „das Große im Kleinen erzählen“, denn das Politische finde immer auch im Privaten statt; daher seien ihre Filme wie ein Blick durchs Vergrößerungsglas. Der im Auftrag des SWR entstandene „Schau in meine Welt“-Beitrag erzählt indes eine nur vermeintlich kleine Geschichte, deren Größe nicht zuletzt durch die Nähe zu den beiden Mädchen entsteht: Die Kamera ist auch in sehr privaten Momenten dabei und dennoch nie indiskret. Die Jury möchte mit der Auszeichnung ausdrücklich auch den Anteil der Redaktion würdigen.

Der Film „Das Mädchen mit den langen Haaren – Schau in meine Welt“ ist derzeit (Stand: 1.10.2021) hier abrufbar.