Rede 2006 von Dr. Johannes Friedrich

Landesbischof Dr. Johannes Friedrich, Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

ich freue mich außerordentlich, dass ich mal wieder an einer Preisverleihung des Robert Geisendörfer Preises teilnehmen darf. Das erste Mal war dies vor 5 Jahren in Berlin. Und ich habe aus einem Grund starke Erinnerung daran, den Sie nicht kennen können. Im Flugzeug auf dem Weg zur Preisverleihung sah mich ein mit fliegender Passagier, sah das Kreuz an meinem Revers und kam während des Fluges nach vorne, um mir für meine Kirche im Gegenzug zur Überlassung dieses Kreuzes 20.000.- DM in bar zu spenden. Sie können sich vorstellen, dass man das nicht vergisst. Damals in Berlin war es übrigens bei der Preisverleihung deshalb besonders schwierig für mich, weil ich dies Geld in bar noch während der Preisverleihung bei mir trug, denn am Mittwochnachmittag haben in Berlin alle Geldinstitute geschlossen. Wohl gefühlt habe ich mich dabei nicht, auch wenn dies ja niemand wusste. Aber ich habe dann doch lieber nicht die U-Bahn genommen!

Insofern ist es eigentlich schade, dass ich zur heutigen Preisverleihung nicht mit dem Flugzeug fliegen durfte, sondern im eigenen Wagen kommen konnte, wo es leider keinen anderen spendabeln Mitfahrer gab. Sie können sich aber vorstellen, dass ich seitdem noch viel lieber auch beim Fliegen das bayerische Pfarrerskreuz anstecke.

Trotzdem freue ich mich sehr, dass die Preisverleihung heuer wieder einmal in München stattfindet und dass ich heute im Namen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern anlässlich der 23. Verleihung des Robert Geisendörfer Preises zu Ihnen sprechen kann. Bedanken möchte ich mich zunächst bei unserem Gastgeber, dem Bayerischen Rundfunk, mit dem uns eine mittlerweile langjährige konstruktive und von gegenseitiger Wertschätzung getragene Zusammenarbeit verbindet. Herr Prof. Gruber, herzlichen Dank, dass wir heute hier in Ihrem Haus die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger ehren können!

Meine Damen und Herren, bitte haben Sie Verständnis, wenn ich nicht alle hier Anwesenden namentlich begrüße. Nennen möchte ich aber zwei von Ihnen, die sich mit ihrer Stiftung speziell für Medien für Kinder engagieren. Herzlich willkommen, Frau Gerda und Herr Wolfgang Mann! Und ein ganz herzliches willkommen an Sie alle, liebe Gäste, die Preisträgerinnen und Preisträger, die später noch ausführlich vorgestellt werden, die Mitglieder der Jurys, die wieder sorgfältig und engagiert die zahlreichen eingegangenen Beiträge gesichtet und bewertet haben, die Vertreterinnen und Vertreter von EKD, GEP, der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche und unserer Landeskirche sowie zahlreicher Medien und alle weiteren, die heute mit uns diesen wichtigen Preis feiern wollen.

Besonders herzlich begrüßen möchte ich Frau Dr. Ursula Böning-Geisendörfer, die Tochter von Robert und Ingeborg Geisendörfer, die uns zusammen mit ihrem Ehemann Prof. Jobst Böning heute hier die Ehre erweist. Wir freuen uns sehr, dass Sie da sind!

Gestern vor zwei Wochen, am 25. Juni, verstarb Ihre Frau Mutter, Ingeborg Geisendörfer, die Witwe von Robert Geisendörfer, im Alter von 99 Jahren. Sie wurde in Oberaudorf in der Nähe von Rosenheim beigesetzt. Ingeborg Geisendörfer war ebenso engagiert wie ihr Mann. Von 1953 bis 1972 war sie für die CSU Mitglied im Bundestag und setzte sich dort aktiv für Frauen-Positionen ein. 1959 wurde sie als erste Frau Mitglied der bayerischen Landessynode. Der Politik ein christliches Profil zu geben, war ihr ein Hauptanliegen, das sie als Vorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises der Unions-Parteien und unter anderem als Mitglied im Rundfunkrat des Deutschlandfunks vertrat. Wir sprechen Ihnen, liebe Frau Dr. Böning, unser ganz herzliches Beileid aus. Und wir gedenken Ihrer Frau Mutter in großer Dankbarkeit.

Der Robert Geisendörfer Preis, zu dessen Gründungsmitgliedern die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern zählt, stellt für uns etwas Besonderes dar. Im Gedenken an einen außergewöhnlichen Menschen, der, und darauf sind wir stolz, Pfarrer der bayerischen Landeskirche war, können wir seit nunmehr 23 Jahren ganz besondere und spezielle Film- und Hörfunkbeiträge auszeichnen. Der Preis, der in der Branche ein hohes Ansehen genießt, leistet seit 23 Jahren wertvolle Überzeugungsarbeit für einen Typ von Programminhalten, der es zunächst einmal nicht leicht hat. Wertevermittlung, christliches Profil in den Medien, soziale Thematik – wie soll sich das, möchte man meinen, in der schnelllebigen Welt von Talkshows, Actionfilmen und Musiksendungen behaupten? Dass es nicht einfach ist, wissen alle, die sich damit befassen, sei es von kirchlicher oder von medialer Seite her. Aber DASS es möglich ist, hat unter anderem dieser Preis gezeigt, zu dem ja in jedem Jahr zahlreiche Beiträge zur Bewertung eingehen. Und dass Wertevermittlung, um bei diesem Stichwort zu bleiben, kein trockener Seminarstoff ist, sondern warmherzig, phantasievoll und fröhlich daherkommen kann, zeigen wieder einmal die preisgekrönten Beiträge dieses Jahres.

Die bayerische Landeskirche wird den Robert Geisendörfer Preis auch weiterhin aktiv unterstützen. Die Sender mögen sich durch die Arbeit der Stiftungsmitglieder, durch das Engagement der fachkundigen Jury, vor allem natürlich durch die präsentierten Ergebnisse ermutigt fühlen, sich bei der Programmgestaltung für Neues, vielleicht auch Ungewohntes einzusetzen. Dafür, dass Filme und Hörfunksendungen aufgenommen werden, die möglicherweise aus dem bisher gewohnten Rahmen fallen, weil sie Dinge von ungewohnter Seite beleuchten und eben einfach – Werte vermitteln. Dafür, dass Themen zum Zuge kommen, an denen uns als Christen etwas liegt. Dafür, dem Zuschauer zuzutrauen, dies auch sehen, hören und verstehen zu wollen.

Wenn wir uns alle gemeinsam dies immer wieder vornehmen, wenn Kirche und Medien weiterhin im stetigen konstruktiven Austausch bleiben, wertschätzende Kritik aneinander üben und sich aufnahmebereit und tolerant begegnen, dann trägt dieser Preis seinen Namen auch weiterhin zu recht.