Der konkrete Schrecken des Krieges. Die Bundeswehr und der Tod.

Autor Udo Zindel und Regisseur Nikolai von Koslowski. MDR 2006 (Redaktion: Feature/Künstlerisches Wort)

Nikolai von Koslowski, Udo Zindel, Ulrich Fischer

Jörn Neumann

Nikolai von Koslowski, Udo Zindel, Ulrich Fischer

Begründung der Jury

Seit 1991 werden Soldaten der Bundeswehr in internationalen Konflikt- und Krisengebieten eingesetzt. Der Krieg als die „letzte aller Möglichkeiten“ wird seitdem für die Soldaten und ihre Vorgesetzten zur konkreten Herausforderung; Tod, Verwundung, Verstümmelung und psychische Traumata, in der deutschen Militärgeschichte so oft zugunsten von Siegesparolen tabuisiert, sind die mit großem Ernst diskutierten Themen für die Ausbildung und den Einsatz vor Ort. Die Bundeswehr arbeitet gegen die Verschleierung möglicher Kriegsschrecken mit Methoden der Psychologie und des Stressmanagements.

In der dokumentarischen Featuresendung mit Reportageelementen, Tagebuchnotizen und Aufzeichnungen aus seinen Gesprächen mit Soldaten zeigt der Autor Udo Zindel den ausgeprägten Reflexionsgrad der jungen Soldaten und ihrer Offiziere, die zum Beispiel in Afghanistan längst mit dem Ernstfall Krieg und seinen konkreten Schrecken konfrontiert sind, mit Minenexplosionen und Raketenangriffen, auch mit dem Tod von Kameraden, vor allem aber mit Erfahrungen, die sich lebenslang in das Bewusstsein einfräsen.

Udo Zindel verzichtet auf aufgesetzte journalistische oder moralische Kommentierungen und grelle Effekte; stattdessen hört und sieht er genau hin: beim Pflichttraining vor den Auslandseinsätzen in Unterfranken wie im militärischen Alltag in Afghanistan, dem fünfärmsten Land der Welt, kaum mehr als sieben Flugstunden vom friedlichen Deutschland entfernt. Zugleich zeigt er, wie früher auch seelische Verletzungen und posttraumatische Belastungssyndrome im militärischen Einsatz verdrängt wurden. Darüber reden zu können heißt deshalb auch, wahrhaftiger zu werden.
„Der konkrete Schrecken des Krieges.“ wird zugleich auch für die behutsame und stimmige Regie von Nikolai von Koslowski ausgezeichnet.