Rede 2009 von Pfarrer Bernd Merz

Pfarrer Bernd Merz, Vorsitzender der Jury „Kinderprogramme“

Bernd Merz, Vorsitzender Jury Kinderprogramme

Sebastian Willnow

Bernd Merz, Vorsitzender Jury Kinderprogramme

Kinderfernsehpreis

Sehr geehrter Herr Intendant, lieber Udo Reiter, lieber Herr Landesbischof Fischer, liebe Preisträger, sehr geehrte Damen und Herren,

zwischen den Radio- und Fernsehpreisen für die erwachsenen, die großen Zuschauer verleihen wir den Kinderfernsehpreis des Robert-Geisendörfer-Preises. Für die beste Produktion für die kleinen Zuschauer. Mit Absicht ist diese Preisverleihung ‚mittendrin’. Denn die Kleinen sind keine Randgruppe, und sie Zielgruppe zu nennen, wäre auch zu kurz gesprungen. Kinder sind unsere Zukunft. Das hört sich pathetisch an, meint bei mir aber: Sie verdienen nicht nur unsere besondere verbale Aufmerksamkeit, sondern auch unser engagiertes Handeln. Nun ist das mit dem Handeln für die jungen Menschen, für die, die nicht so viel Einfluss haben, so eine Sache. Zwischen Worten, wie wichtig uns Kinder sind und engagiertem Tun, liegt oft ein garstiger Graben. Das erlebe ich überall. Dennoch meine ich, dass wir, wenn wir dann zum Wohle der Kleinsten tatsächlich handeln, den Überzeugungen des Namensgebers dieses Preises, Robert Geisendörfer, wirklich gerecht zu werden versuchen: Die Stimme zu erheben für die, die selbst nicht gehört werden. Wenn es eine solche Gruppe in unserem Land gibt, sind es nach wie vor Kinder und Jugendliche. Ich weiß, so oder ähnlich sag ich das jedes Jahr, aber es ist auch leider immer noch gültig. Auch in Zeiten von Finanzkrisen solchen Ausmaßes wie jetzt, in denen von Erwachsenen, geschockt durch das hemmungslose Tun anderer, vermehrt nach Werten gerufen wird. Aber rufen und handeln sind ja zweierlei.

Umso mehr sind diejenigen zu loben, die aus Leidenschaft gutes Fernsehen für Kinder machen, die noch mit Kinderaugen sehen können und Kinderwünsche ernst nehmen. Keine Institutionen, keine Sender, sondern einzelne Menschen, die ein großes Herz für Kinder haben und sie bedingungslos ernst nehmen. Von denen gibt viel mehr, als wir heute ehren können. Die Evangelische Kirche vergibt diesen Preis aus der Überzeugung, dass Kinder besonders zu schützende Geschöpfe Gottes, besonders zu liebende, besonders zu begleitende Menschen sind. Es geht nicht ausschließlich um Beiträge, die den christlichen Glauben vermitteln, aber es geht um Beiträge, die unsere christliche Ethik, unsere dadurch geprägte Kultur und unsere freiheitlichen Wertvorstellungen den Schwächsten in der Gesellschaft nahe bringen.

Da gibt es viel mehr als wir Preise haben. In Bayern, bei BR alpha läuft zum Beispiel seit vielen Jahren eine Reihe, die sich der Glaubens – und Wertevermittlung für Kinder und Heranwachsende verschrieben hat. Anschi, Karl-Hein & Co, so heißt sie, und versucht bei schmalem Budget mit Leidenschaft ihren Auftrag zu erfüllen. Ich erwähne das stellvertretend für all die, die unsere Preiskriterien nicht zum Sieger machen, die sich aber mit hohem Engagement dem Kinderfernsehen verschrieben haben. Menschen, die nicht nur reden , sondern Frauen und Männer, die handeln. Aus Überzeugung. All denen möchte ich heute Dank sagen. Und ich möchte Mut machen. Ganz greifbar. Wir hatten in all den vergangenen Jahren das Problem, unterschiedliche Gattungen in der Jury bewerten zu müssen und hatten doch nur einen Preis. Geholfen haben wir uns mit einer lobenden Erwähnung. Auch in diesem Jahr wieder, wie wir ja gleich erleben werden.

Dieser Kinderfernsehpreis ist entstanden durch das finanzielle Engagement des Ehepaares Mann mit seiner Stiftung „Medien für Kinder“. Ich habe mir den Dank an diese beiden ehemaligen Kinderfernseh–Produzenten bis hier aufgehoben, weil ich meine , dass wir unseren Beifall verdoppeln können, denn Wolfgang und Gerda Mann haben sich nach unserer letzten Jury-Sitzung entschlossen, im nächsten Jahr einen zweiten, gleichwertigen Preis zu stiften. Weil uns Christen das in der Tat wichtig ist mit dem Qualitätsfernsehen für Kinder, wird die evangelische Kirche bei der Realisierung sicherlich hilfreich zur Seite stehen.

Liebes Ehepaar Mann, im Namen der Jury-Mitglieder Margret Albers, Jörg-Holger Behrens, Tilmann P. Gangloff, Dr. Maja Götz, Udo Hahn, Dr. Karl-Heinz Käfer, und Heike Mundzeck bedanke ich mich ganz herzlich, wir werden im nächsten Jahr eine kleinere Qual der Wahl haben, oder ? Und bei der Jury sowie dem Ehepaar Mann bedanke ich mich im Namen aller kleinen Zuschauer für das tätige Handeln. Und heute werde ich die Tatsache nicht verschweigen, dass derjenige, der vor gut sieben Jahren das Ehepaar Mann mit Frau Cippitelli und mir zusammengebracht hat, Hans Janke heißt. Der wird ja heute noch eine Rolle spielen. Manchmal sind Geschichten auch im wahren Leben richtig rund und nicht nur im Märchen. Damit bin ich beim diesjährigen Preisträger. Auch wir Großen brauchen die Gegenwelt der Märchen mit dieser Sehnsucht nach Lebenssinn. Märchen beflügeln uns, die eigene Kreativität wichtig werden zu lassen. Sie bauen Brücken zwischen Arm und Reich, Himmel und Erde. Auch wenn für mich die biblischen Geschichten beileibe keine Märchen sind, so verdichten Märchen und Religion gemeinsam unsere Ahnungen und Träume. Und sie führen uns, Kleine wie große, aus der Begrenztheit in die Freiheit der Kinder Gottes.

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Sebastian Willnow

König Drosselbart. HR 2008 (Redaktion: Familie, Bildung, Service)