Herr Meyer fährt jetzt fern

Autor Jörn Klare und Regisseurin Friederike Wigger. NDR Info 2011 (Redaktion: Featureabteilung)

Friederike Wigger, Jörn Klare (Preisträger Hörfunk), Landesbischof Dr. Ulrich Fischer (Vorsitzender der Jury Allgemeine Programme)

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Friederike Wigger, Jörn Klare (Preisträger Hörfunk), Landesbischof Dr. Ulrich Fischer (Vorsitzender der Jury Allgemeine Programme)

Begründung der Jury

„Bis zum 14. Lebensjahr war ich Opfer, danach Täter.“ Sagt einer, der 31 Jahre seines Lebens im Gefängnis gesessen hat. Herr Meyer ist ein Schwerverbrecher, der völlig unsentimental und erstaunlich lakonisch auf seine kriminelle Vergangenheit zurückblickt. Für ihn sind diese 31 Jahre tatsächlich Vergangenheit, denn – Gott sei Dank – Herr Meyer fährt jetzt fern. Seit sieben Jahren ist er auf Achse, seit sieben Jahren hat er sich wieder reingekämpft in die zivile Gesellschaft. Jörn Klare vom Norddeutschen Rundfunk macht den Rückblick von Herrn Meyer auf sein Leben hinter Gittern zum Hörerlebnis, das auf der Straße, im Gefängnis und auf Parkplätzen spielt. Die Hörplätze wechseln akustisch ebenso elegant wie die Zeitebenen – gerade noch schuften wir mit Herrn Meyer beim Radwechsel, schon sind wir mit straffällig gewordenen jungen Männern zusammen im Therapiegespräch. In einer knappen Stunde lauschen wir der vielstimmig erzählten Geschichte von Versagen, Brutalität, Knastalltag, Strafe und dem Wunder der Reintegration. Zu Wort kommen einige, den Ton aber gibt ein Mensch an, der sein Verhalten nicht entschuldigt, der sich als völlig gescheitert betrachtet und der nun den Weg zurück gefunden hat. „nehmen Sie die Ausfahrt“, tönt die Computerstimme aus dem Navigationsgerät und weist die Richtung, die Fernfahrer Meyer eingeschlagen hat. Den Ausweg aus einem völlig verfahrenen Leben gefunden zu haben, ist seine Lebensleistung. Das Feature erzählt seine Geschichte von Verfehlung, Umkehr und Vergebung. Es ist eine Geschichte, in der die Stimme des bis dato stummen Herrn Meyer zum Klingen kommt, aber nicht um zu jammern, sondern um Hoffnung zu vermitteln, beispiel- gebend zu sein und – ja – um Glück auszustrahlen. Danke, Herr Meyer, dass wir Sie ein kleines Stück auf Ihrem Weg begleiten dürfen.