Rede 2014 von Landesbischof Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm

Grußwort von Landesbischof Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm (Es gilt das gesprochene Wort)

Landesbischof Dr. Bedford-Strohm

mck

Landesbischof Dr. Bedford-Strohm

Sehr geehrte Damen und Herren,

als Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern ist es mir eine doppelte Freude, Sie heute zu dieser Preisverleihung willkommen zu heißen. Zum einen, weil die Verleihung dieses wichtigen Medienpreises turnusmäßig wieder einmal in München stattfindet. Und zum andern natürlich, weil der Namensgeber dieses Medienpreises der Evangelischen Kirche, der Publizist Robert Geisendörfer, ursprünglich Pfarrer unserer Landeskirche war, bevor er später als GEP-Direktor und EKD-Fernsehbeauftragter national und international wichtige medienpolitische Impulse setzte.

Zu den Preisträgern und den prämierten Produktionen werde ich mich nicht äußern, das ist anderen vorbehalten. Ich möchte aber die Gelegenheit gerne zu einigen grundsätzlichen Anmerkungen nutzen.
Der Robert Geisendörfer Preis ist zwar schon über 30 Jahre alt. Aber er hat in dieser Zeit nichts von seiner Bedeutung eingebüßt. Im Gegenteil: Er ist heute wichtiger denn je. Und wenn es ihn noch nicht gäbe, müsste man ihn erfinden. Und zwar aus drei Gründen.

Der erste: Die Medienlandschaft ist in den zurückliegenden Jahren immer vielfältiger geworden, die Abspielkanäle haben sich allein bei den linearen Programmen vervielfacht. Und mit Einsetzen der Digitalisierung und dem Internet gab es dann noch einmal eine Steigerung der Angebote, quasi ins Unendliche. Kein Wunder also, dass das Buhlen um die Aufmerksamkeit der Zuhörer und Zuschauer immer härter wird. Dass im Kampf um die Quote oft alles gegeben wird, bis an die Grenzen journalistischer Redlichkeit und des guten Geschmacks – bisweilen leider auch darüber hinaus.
Umso wichtiger ist es, dass es Sendungen gibt, die in ihrer Form auf der Höhe der Zeit sind, die handwerklich exzellent gemacht sind – die aber mehr zu bieten haben als nur einen oberflächlichen Effekt. Weil sie Themen ansprechen, die in einer stark unterhaltungsgeprägten Medienlandschaft sonst nicht zum Zug kämen. Weil sie Menschen und Ereignisse in den Fokus rücken, die sonst vielleicht übersehen würden. Oder weil sie zur Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Fragestellungen anregen, die sonst unter den Tisch fallen würden – die Reihe ließe sich fortsetzen.
Weil solche Sendungen, egal ob im Hörfunk oder im Fernsehen, wichtig sind für uns, für unsere Gesellschaft insgesamt, verdienen sie es, verdienen es auch ihre Macher, besonders gewürdigt zu werden. Zum Beispiel durch eine Preisverleihung wie die heutige. Der Geisendörfer Preis ist ein bewährter und breit anerkannter Indikator für Qualitätsprogramm.

Dieser Preis ist auch, das ist der zweite Grund, wichtig für die Verantwortlichen in den Sendern. Sie werden durch ihn und vergleichbare Auszeichnungen hoffentlich darin bestärkt, in ihren Häusern auch solche Produktionen zu fördern und ins Programm zu nehmen, die vielleicht nicht prima vista Block Buster-verdächtig sind – aber zweifelsohne wichtig sind für ein Gemeinwesen, dessen Selbstverständnis sich eben nicht ausschließlich zwischen Comedy und Skandalberichterstattung definiert.
Produktionen, die mit dem Robert Geisendörfer Preis ausgezeichnet werden, sind auch ein Beleg gegen die gerne vorgebrachte Behauptung, Hörfunk und Fernsehen böten nur noch platte Unterhaltung. Natürlich gehört Unterhaltung ins Portfolio der Massenmedien – aber erstens ist sie nur eine Sparte neben anderen, und zweitens gibt es neben platter Unterhaltung eben auch sehr gut gemachte. Dass es darüber hinaus anspruchsvolle Produktionen gibt, die auf kreative, handwerklich gut gemachte und bisweilen durchaus witzige Art auch Nachdenkliches, Anrührendes, Aufrüttelndes bieten – das belegt der Geisendörfer Preis, dessen Jury eben diese Programme aufspürt und die besten mit dem Preis würdigt.
Beim Geisendörfer Preis denken wir an Hörfunk und Fernsehen. Und wir sollten dabei nicht übersehen, dass insbesondere jüngere Menschen sich zunehmend weniger für die linearen Programme interessieren. Das gilt – ich betone: leider – in beunruhigendem Maße für die Angebote der öffentlich-rechtlichen Sender. Aber auch die kommerziellen Sender bleiben von diesem Trend nicht unberührt.
Ich begrüße deshalb alle Bemühungen, die darauf zielen, die Programme zu verjüngen, mehr Angebote für die Altersgruppe zwischen der Sendung mit der Maus und dem Auslandsjournal zu schaffen. Und ich hoffe sehr, dass diese Bemühungen Erfolg haben. Denn wenn es nicht gelingt, die Abwanderung der Jugendlichen und jungen Erwachsenen ins Internet zu stoppen oder wenigstens abzubremsen, könnten besonders die gebührenfinanzierten Programme bei diesen wichtigen Altersgruppen in Legitimationsnöte kommen.
Der von ARD und ZDF gemeinsam geplante „Jugendkanal“, der insbesondere auch seitens des Bayerischen Rundfunks starke Unterstützung erfährt, scheint mir ein wichtiger Schritt in diese Richtung zu sein. Ich hoffe sehr darauf, dass aus den Planungen möglichst bald Programm wird. Allerdings braucht ein solcher Kanal auch eine angemessene Ausstattung, wenn er ein qualitativ ansprechendes und attraktives Programm bieten will. Von daher hoffe ich sehr, dass es den Verantwortlichen gelingt, die erforderlichen Ressourcen hierfür aufzubringen. Ohne ausreichende personelle und finanzielle Ausstattung wird es jedenfalls nicht gehen.

Und der dritte Grund, warum ich den Geisendörfer Preis für wichtig halte: Er trägt mit dazu bei, dass wir, die Zuhörer und Zuschauer, auch künftig nicht auf Sendungen verzichten müssen, „… die das persönliche und soziale Verantwortungsbewusstsein stärken, zum guten Miteinander von Einzelnen, Gruppen, Völkern und zur gegenseitigen Achtung der Geschlechter beitragen“, wie es in den Grundsätzen dieses Preises formuliert ist. In diesem Sinne wünsche ich uns gleich interessante und spannende Hör- und Seheindrücke aus den in diesem Jahr prämiierten Beiträgen. Und künftig weiterhin viele derartige ansprechende Produktionen – egal, ob wir sie im linearen Programm hören oder schauen, oder über die Mediatheken. Nicht das Zugangsmedium ist entscheidend, sondern ihre Qualität. Preisverdächtig sollen sie sein!

Vielen Dank.