Rede 2014 von Martin Wagner

Grußwort von Martin Wagner, Hörfunkdirektor des Bayerischen Rundfunks

Dr. Bedford-Strohm, Hörfunkdirektor Wagner, BR

mck

Landesbischof Dr. Bedford-Strohm, Hörfunkdirektor Wagner, BR

Grüß Gott und herzlich willkommen beim Bayerischen Rundfunk – es ist uns eine Freude, dass Sie zur Verleihung des 31. Robert-Geisendörfer-Preises in unser Haus gekommen sind. Das sage ich auch im Namen unseres Intendanten Ulrich Wilhelm, der Sie leider nicht persönlich begrüßen kann.

So eine Preisverleihung ist eine gute Gelegenheit, einmal darüber nachzudenken, was wir Journalisten eigentlich tun, warum wir es tun, für wen wir es tun. In der Hektik des Alltags, im Hamsterrad der Betriebsamkeit, in Zeiten des rasanten Medienwandels, der auch den Bayerischen Rundfunks ergreift und verändert, in diesen Zeiten besteht schon die Gefahr, das Wesentliche aus den Augen zu verlieren.
Und das wäre?
In den Worten von Robert Geisendörfer: „Etwas öffentlich machen, Fürsprache üben, Barmherzigkeit vermitteln und Stimme leihen für die Sprachlosen.“ Das waren, das sind seine Leitsätze für die evangelische Publizistik.
Evangelische Publizistik? Gelten die Worte von Geisendörfer nicht für alle Journalisten? Sicher „Fürsprache“ und „Barmherzigkeit“ – das klingt etwas nach Sonntag und Gottesdienst. Aber deklinieren wir doch einfach einmal die Leitsätze durch:

  • etwas öffentlich machen: Das ist völlig wertneutral die Basis allen journalistischen Tuns.
  • Fürsprache üben: Vielleicht sollten wir uns das öfter mal klar machen: Wir sprechen für andere, nicht für uns. Journalismus hat eine dienende Funktion.
  • Barmherzigkeit vermitteln: Nein, das bedeutet nicht, den Mantel der Barmherzigkeit auszubreiten und Untaten, Verbrechen, Vergehen darunter zu verbergen. Aber vielleicht – das sage ich ganz vorsichtig – sollten wir manches Mal in unserem Urteil weniger gnadenlos sein.
  • Stimme leihen für die Sprachlosen: Eine Selbstverständlichkeit, aber oft ist die Stimme des Präsidenten, der O-Ton der Vorsitzenden, des Prominenten wichtiger als die Stimme der Macht- und Sprachlosen.

An diese Selbstverständlichkeiten des Journalismus erinnert uns die Verleihung des Robert-Geisendörfer-Preises. Deshalb ist es gut, dass es diesen Preis gibt, und es ist ermutigend, dass es immer wieder Gewinnerinnen und Gewinner gibt, die diesen Preis verdienen, weil sie zeigen, dass die Leitsätze von Robert Geisendörfer sich in packenden, unterhaltsamen, guten Journalismus umsetzen lassen.
Wie das aussieht, wie sich das anhört, werden Sie gleich erleben – ich wünsche Ihnen eine schöne Preisverleihung und danach gute Gespräche.