Rede 2013 von Dr. Ulrich Fischer

Landesbischof i. R. Dr. Ulrich Fischer

Walter Adler, Gesine Schmidt, Preisträger Hörfunk, Landesbischof i. R. Dr. Ulrich Fischer

epd/Stephan Wallocha

Walter Adler, Gesine Schmidt, Preisträger Hörfunk, Landesbischof i. R. Dr. Ulrich Fischer

Sehr verehrter Herr Intendant, sehr geehrte Damen und Herren, vor allem liebe Preisträgerinnen und Preisträger,

es ist mir eine Freude, Sie zur 30. Verleihung des Robert Geisendörfer Preises begrüßen zu dürfen. Zunächst möchte ich Ihnen, verehrter Herr Marmor ganz herzlich danken, dass Sie heute unser Gastgeber sind. Wir freuen uns sehr, dass die Evangelische Kirche mit ihrem Medienpreis nach 16 Jahren (1997) wieder einmal zu Gast beim Norddeutschen Rundfunk sein darf. Wir danken Ihnen sehr herzlich für die großzügige Unterstützung und schon jetzt für die anschließende Einladung zum Buffet.

Der Geisendörfer-Preis wird im Gedenken an den christlichen Publizisten Robert Geisendörfer verliehen, der sich als Fernsehbeauftragter des Rates der EKD und als Gründungsdirektor des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik in vielfältiger Weise um den Rundfunk verdient gemacht hat.

Meine Damen und Herren, seit 1983 laden wir die Sender jedes Jahr dazu ein, uns Produktionen – Hörfunk- wie Fernsehsendungen – einzureichen, „die einen besonderen Beitrag zur gesellschaftlichen Kommunikation leisten“. Als dieser Leitsatz formuliert wurde, dachte noch niemand über Zielgruppen oder Alterskohorten nach. Das Fernsehen war ein populäres Massenmedium mit einem Gemeinsinn stiftenden Familienprogramm. Wer heute einen besonderen Beitrag zur gesellschaftlichen Kommunikation leisten will, muss sich dagegen erst einmal fragen lassen: Wen willst du eigentlich ansprechen? Mit welchen stilistischen Mitteln? Auf welchem Kanal? Unsere Gesellschaft driftet auseinander: in Alte und Junge, in Familien und Alleinstehende, in Beschäftigte und Arbeitslose, Gutmenschen und Wutbürger, Steuerzahler und HartzIV-Empfänger – die Liste ließe sich fortsetzten. Natürlich muss es da auch dem Fernsehen zunehmend schwerer fallen, ALLE Milieus und Altersgruppen mit EINEM Hauptprogramm zu erreichen. Das Durchschnittsalter des öffentlich-rechtlichen Fernsehens liegt derzeit knapp unterhalb der Pensionsgrenze. Die Jungen haben oft schon gar keinen Fernseher mehr – und wenn, schauen sie überwiegend die Zerstreuungsangebote der Privaten. Jener Sender also, die keine Programmauftrag erfüllen wollen, sondern ein Gewinnziel erreichen müssen. Die Debatte um die Zukunft der Digitalkanäle von ARD und ZDF ist auf diesem Hintergrund auch eine Debatte um die Frage: Sollen wir dieser Veränderung pragmatisch folgen und neue Marktplätze und Kirchtürme neben den alten errichten? Oder ist es wichtig, dieses Auseinaderdriften wenigstens aufhalten zu WOLLEN? Sollen also jene Kräfte, die besondere Beiträge zur Kommunikation leisten wollen, statt eines Zentrums viele Außenstationen bilden? Oder weiterhin auf das eine Hauptprogramm bestehen, das dann alle irgendwie erreicht, aber niemanden mehr zielgerichtet bei seinen spezifischen Wünschen, Nöten und Vorlieben abholt? Die Frage ist denkbar schwer zu beantworten – und stellt sich für die Kirchen übrigens genauso wie für die Sendeanstalten.

Mit dem Medienpreis der Evangelischen Kirche wollen wir auf Sendungen aufmerksam machen, die die Gesellschaft zusammenführen, „die das individuelle und soziale Verantwortungsbewusstsein stärken, die zum guten Miteinander von Einzelnen, Gruppen und Völkern und zur gegenseitigen Achtung der Geschlechter beitragen“. So steht es in den Statuten. Dieser Anspruch gilt mit Sicherheit für alle Preisträgerinnen und Preisträger des diesjährigen Wettbewerbs.

Bevor wir nun zu unseren diesjährigen Preisträgern kommen, möchte ich noch den beiden Jurys danken, der Vorauswahljury und der Hauptjury, und Sie schließlich darauf aufmerksam machen, dass Sie in Kürze Berichte von Diemut Roether aus der Jury „Allgemeine Programme“ und von Tilmann Gangloff aus der Jury „Kinderprogramme“ in epd medien nachlesen können.